Oje, du fröhliche ...

 

Es war die schwierigste Christnachtfeier in meiner Zeit als junger Pfarrer: In der Kirche hatte ich Plakate mit der Aufschrift «Wacht auf!» aufgehängt. An Heiligabend wollte ich den Leuten klarmachen, dass Weihnachten im Grunde nichts zu tun hat mit Geschenken und Kommerz, mit Weihnachtsbaum und Festessen. In Wahrheit geht es darum, dass Gott in einem verletzlichen Kind namens Jesus Mensch wurde. Die Botschaft dahinter ist: Nicht mit Macht und Gewalt zeigt Gott den Menschen, was seine Liebe bedeutet, sondern aus Einfachheit und Menschennähe heraus. Und das soll uns dazu inspirieren, unsere Nächstenliebe mit den Schwachen zu teilen.

 

Doch darauf waren die Gottesdienstbesuchenden nicht vorbereitet. Ich erhielt später Briefe, in denen stand, dass es keine richtige Weihnachtsfeier gewesen sei. Das hat mich aufgeregt.

 

Heute bin ich milder geworden. Ich verstehe, dass viele Menschen in der Weihnachtszeit keine Herausforderungen vertragen, weil das Leben kompliziert genug ist. Die meisten, die in die Kirche kommen, möchten das Vertraute. Die alten Weihnachtslieder. Die Weihnachtsgeschichte nach der Luther-Übersetzung. Eine friedvolle Atmosphäre. Und das ist auch gut so.

 

Trotzdem macht es mich wütend und ohnmächtig zugleich, dass ausgerechnet für die Schwächsten in der Gesellschaft Weihnachten häufig ein schwieriges Fest ist. Für Einsame, Obdachlose und Geflüchtete gibt es kaum etwas zu feiern. Ich frage mich, ob unsere Kirchentüren weit genug für sie geöffnet sind. Ob unser Herz gemeinsam mit ihnen schlägt, so wie Jesu Herz in einem einfachen Stall geschlagen hat, wo von Hirten bis zu Gelehrten alle zusammenkamen.

Wahrscheinlich geht es genau um diese Herzenshaltung. Wenn diese vorhanden ist und im Konkreten sichtbar wird, dann erwacht jede Art, wie wir Advent und Weihnachten feiern, zum Leben.

 

Dominique Baumann

 


Tipps für eine entspannte Advents- und Weihnachtszeit

 

Die Advents- und Weihnachtszeit kann wunderschön, aber auch ziemlich stressig sein – Geschenke, Familie, Termine, Erwartungen … Hier sind praktische Tipps, um den Stress zu reduzieren und die Zeit wirklich geniessen zu können. Womit haben Sie schon gute Erfahrungen gemacht?

 

1. Realistische Erwartungen setzen

• Perfektionismus loslassen: Weihnachten muss nicht «wie im Film» sein. Ein schönes, aber unperfektes Fest ist oft entspannter.

• Prioritäten setzen: Was ist wirklich wichtig (z. B. Zeit mit Familie, Ruhe, bestimmte Traditionen) – und was kann weggelassen werden?

 

2. Frühzeitig planen

• Geschenke früh besorgen.

• Termine begrenzen: Bewusst auch mal Nein zu Einladungen sagen, wenn der Kalender zu voll ist.

• Puffer einplanen: Lassen Sie freie Tage oder Abende zum Durchatmen.

 

3. Aufgaben teilen

• Gemeinsam vorbereiten: Lassen Sie Familie oder Freunde beim Kochen, Schmücken oder Geschenkeeinpacken helfen.

 • To-do-Liste aufteilen: Niemand muss alles allein machen.

 

4. Kleine Ruheinseln schaffen

• Tägliche Mini-Pausen: 10 Minuten Tee trinken, spazieren gehen, bewusst atmen.

• Digitale Auszeiten: Handy weglegen, Musik hören, Kerzen anzünden – einfach sein.

 • Achtsamkeit und Dankbarkeit: Jeden Tag kurz notieren, wofür Sie dankbar sind.

5. Körper und Seele pflegen

• Genug Schlaf und Bewegung: Ist auch in der trubeligen Zeit wichtig!

• Gesunde Balance beim Essen: Genuss ja, aber nicht bei jeder Gelegenheit übertreiben.

• Frische Luft: Ein Winterspaziergang wirkt oft Wunder.

 

6. Sinn und Gemeinschaft im Blick behalten

• Gemeinsam statt konsumorientiert: Zeit oder kleine Gesten zählen oft mehr als teure Geschenke.

• Helfen oder spenden: Anderen etwas Gutes tun, kann das eigene Stresslevel erstaunlich senken.

 

Illustration: Stephan Bornick



Feiern in Korea

 

Weihnachten wurde in Südkorea erst 1949 als nationaler Feiertag eingeführt. Da dieser hier keine langjährige Tradition wie in der Schweiz hat, haben die Feierlichkeiten einen ganz anderen Charakter.

 

Es gibt keine Adventszeit mit Güetzele, keinen Kerzenschein und keine Weihnachtsmusik. Es ist auch kein Familienfest, sondern quasi der koreanische Valentinstag: Paare gehen aus und schenken sich etwas Nettes. Dass es an diesem «Tag der Liebe» eigentlich um Jesus geht, wissen die meisten gar nicht. In den Kirchen gibt es am Weihnachtsmorgen Dekoration, eine Geburtstagstorte für Jesus und Weihnachtslieder. Danach trifft sich, wer nicht zu einem Date geht, zu Pizza, Fried Chicken und Brettspielen.

 

Obwohl das auch schön ist, fehlen mir die Familienzeiten und die Atmosphäre jeweils sehr. Aber eigentlich geht es an Weihnachten ja darum, mit Dankbarkeit über die Liebe Gottes nachzudenken – und dafür braucht man im Grunde nicht einmal eine Tasse Tee.

 

Jasmin Zaugg