Unsere soziale Arbeit sichtbar machen

In unserer Kirchgemeinde geschieht viel soziales Engagement.

Aber warum tun wir das eigentlich? Und weshalb wollen wir es sichtbar machen?

 

Soziales Engagement ist kein «Extra» und kein «Nice-to-have» im Gemeindeleben. Es ist vielmehr Ausdruck unseres Glaubens. Wenn wir die Bibel lesen, wird rasch klar: Gott steht auf der Seite der Schwachen, Armen und Ausgegrenzten. Jesus hat diese Menschen gesehen, sie ernst genommen, ihnen zugehört und geholfen. Wenn wir uns sozial engagieren, folgen wir dieser Spur.

Oft erleben Menschen heute Kirche als fern vom Alltag. Unser soziales Engagement zeigt: Kirche ist dort, wo Not ist. Wo Menschen Trost, Hilfe oder einfach jemanden brauchen, der da ist. Dabei geht es nicht nur um Nächstenliebe, sondern auch um Gerechtigkeit und darum, dass wir uns für eine Gesellschaft stark machen, in der alle Menschen in Würde leben können.

 

Vieles von dem, was wir tun, geschieht im Verborgenen. Das ist auch gut so. Es führt jedoch auch dazu, dass viele Menschen nicht wissen, was die Kirche leistet.

 

Darum zeigen wir unser Engagement: nicht, um uns selbst zu loben, sondern um zu zeigen, wofür wir einstehen. Wir machen damit deutlich: Wir glauben – und dieser Glaube zeigt sich nicht nur in Worten, sondern auch in Taten.

Wir geben einen Einblick in das soziale Wirken unserer Gemeinde. Es wird durch unsere Mitarbeitende der Sozialdiakonie Rahel Bettler, durch weitere Angestellte und durch viele Freiwillige umgesetzt. Vielleicht inspiriert das auch Sie, sich in diesem Bereich (neu) einzubringen. Denn: Kirche sind wir gemeinsam, und jeder Beitrag zählt.

 

Jesus gab uns einen Auftrag: «Was ihr für einen meiner geringsten Brüder (oder für eine meiner geringsten Schwestern) getan habt, das habt ihr für mich getan» (Matthäus 25,40). Diesen Auftrag nehmen wir ernst – und machen ihn hier sichtbar.

 

Barbara Stankowski

 


Anlaufstelle der reformierten Kirche Ittigen

von Rahel Bettler, Mitarbeitende der Sozialdiakonie

 

Seit Sommer 2023 biete ich Beratungen für Einzelpersonen und Familien an. Dieses Unterstützungsangebot dient als Überbrückungshilfe für ratsuchende Personen, welche sich in schwierigen Lebensumständen befinden. Die Anfragen sind vielfältig. Finanzielle Sorgen kommen am häufigsten vor. Offene Rechnungen wie Krankenkassenprämien, SERAFE, Nebenkosten, Strom, Halbtax-Abo und Ähnliches werden mir vorgelegt. Nebst Rechnungsübernahmen stelle ich Kostengutsprachen aus für die Mitfinanzierung von Deutschkursen, Nachhilfeunterricht, Schwimmkursen, Laptops, anderweitige kostenpflichtige Beratungen (Budget/Schulden) und gebe Essenskarten für die Abgabestellen des «Tischlein deck dich» ab. Die jeweiligen Anfragen werden sorgfältig geprüft, bevor es zu einer Kostenübernahme, einer Kostengutsprache oder zum Aushändigen von Einkaufsgutscheinen kommt. Ebenso erhalte ich Anfragen für praktische Unterstützung wie Fahrdienste organisieren, Betten und Schränke zusammenbauen und Fragen zu den Freizeitangeboten in Ittigen und Umgebung.

 

Ich stehe in engem Kontakt zur Gemeinde Ittigen (Abteilung Gesellschaft und Soziales), zu Sozialdienststellen, zum Betreibungsamt, zu Schuldenberatungsstellen und anderen Dienstleistungsstellen und Institutionen in der Region.

 

Da ich ausschliesslich Überbrückungshilfe anbiete, kann nicht jede Anfrage vollumfänglich befriedigt werden. Das Triagieren und Weiterleiten an andere professionelle Unterstützungsangebote ist deshalb ein wichtiger Aspekt meiner Arbeit. Bei grösseren Anliegen stelle ich etwa Gesuche an Winterhilfe, Stiftung SOS Beobachter und SRK.

 

Bei der Überbrückungshilfe steht die Würde des Menschen im Zentrum – unabhängig davon, welchen Ausweis-Status eine Person vorweisen kann und welche Nationalität sie hat. Das Offenlegen der aktuellen Lebenssituation ist oftmals mit Scham verbunden, da es sich um sehr persönliche Angelegenheiten handelt. Ermutigung und das Entwickeln realistischer Lösungsansätze tragen in den Gesprächen zur Linderung der Problematik bei. Von zentraler Bedeutung ist die Selbstwirksamkeit und die aktive Mithilfe der Betroffenen, um positive Veränderungsprozesse anzuschieben. Ein respektvoller Umgang, empathisches Zuhören und Handeln gehören ebenso zu meiner Arbeit wie ein umfassender und prüfender Blick auf die Problematiken, um Betrug vorzubeugen.

Ich bin an zwei Tagen pro Woche an meinem Arbeitsplatz. Dabei nimmt die Anlaufstelle mindestens die Hälfte meiner Arbeitszeit in Anspruch, mit steigender Tendenz. Eine Beratung kann von einem Gespräch bis zu mehreren Sitzungen dauern, und die Bearbeitungszeit der Fälle variiert je nach Komplexität. Um die Beratung bestmöglich gestalten zu können, bin ich froh, wenn sich Ratsuchende im Voraus bei mir anmelden.

 

Die Beratungsarbeit ist und bleibt spannend. Ich schätze die Vielfältigkeit und bin berührt von den individuellen Lebensgeschichten.

 


Finanzhilfe

Als finanziell wohlhabende Gemeinde unterstützen wir soziale und christliche Werke sowie Personen im In- und Ausland.

 

Im Budget sind jährlich je 135'000 Franken dafür vorgesehen. Die fast 70 Empfängerinnen und Empfänger werden sorgfältig ausgesucht. Wir lesen Jahresberichte, klären die Dringlichkeit ab, schauen auf Zertifizierungen oder ob ein Bezug besteht zu Personen aus unserer Gemeinde. Namhafte Beträge gehen im Inland beispielsweise an die Beratungsstelle Ehe-Partnerschaft-Familie, die Gassenarbeit Bern, die Passantenhilfe, an das Arbeitslosenprojekt TriiO oder das HipHop Center Bern.

Im Ausland berücksichtigen wir grosse Hilfswerke wie HEKS, Mission 21 oder Mission am Nil und kleine wie Müllstadtkinder Kairo oder Onesimo in Manila. Dazu gehören auch unsere Angestellten im Ausland: Familie Suter in Bangkok, Familie Siegenthaler in Kairo sowie Jasmin Zaugg in Südkorea.

Wir freuen uns über jeden Franken, der dort ankommt.

 

Dominique Baumann

 


Soziales tun

Wir haben gehört, dass Christsein und soziales Engagement zusammengehören wie das Huhn und das Ei. Doch was genau verstehen Sie unter sozialem Engagement?

 

Zunächst sehen wir wahrscheinlich eine Arbeit vor uns, wie sie Rahel Bettler bei uns macht. Doch das Wort «Engagement» bringen wir auch mit der Freiwilligenarbeit in Verbindung. Wir schätzen unsere Freiwilligen, die Jubilarinnen und Jubilare besuchen, die im Café International oder im Mahlzeitendienst mitarbeiten, die Nachbarschaftshilfe anbieten, bedürftige Familienangehörige versorgen oder Ähnliches. Wer nun sagt, dass ihm diese Art von sozialer Hilfe nicht so liege, sei auf Folgendes hingewiesen: Wer Finanzen oder Güter für ein Entwicklungsprojekt auftreibt, bei der Schuldensanierung berät, in einem sozial orientierten Verein im Vorstand mitwirkt oder die Rechnung verantwortet, engagiert sich ebenfalls sozial. Es gibt für alle genügend zu tun.

 

Tobias Weyrich