Die Forschung identifiziert drei Hauptmotive, warum sich Menschen als Freiwillige engagieren: erstens aus klassisch selbstlosen, uneigennützigen Gründen, zweitens, weil man mit Freunden zusammen eine Tätigkeit ausübt, welche, drittens, Freude macht – beides eindeutig selbstbezogene Aspekte.

 

Bis März 2022 war ich 14 Jahre lang Präsident und Leiter im Behindertensportverein Weinfelden. Eine fast unerklärbar dankbare, ehrenamtliche Aufgabe, die sich leider aus der Distanz nicht mehr vernünftig wahrnehmen liess. Was sich in mir festgebrannt hat, ist die Freude der Sportlerinnen und Sportler wie auch ihre Dankbarkeit, welche wir Freiwilligen in leitenden Teams und im Vorstand entgegennehmen durften. Wir harmonierten sehr gut in unseren unterschiedlichen Rollen, jeder hatte seine Stärken (und auch seine Schwächen 😉), es war rundum «e gfreuti Sach». Die oben erwähnte Theorie hat sich hier in der Praxis für mich eindeutig bestätigt.

 

Der Apostel Paulus verwendet im 1. Korintherbrief 12,12 ff. ein anschauliches Bild, wie wir als Gemeinde, als Leib Christi zusammenwirken können. Der eine Leib besteht aus vielen Gliedern, und es braucht alle Glieder am Leib, damit dieser funktioniert. Auf unsere Kirchgemeinde bezogen dürfen wir mit Freude sagen, dass unser «Leib» mit den Mitwirkenden aus Angestellten und Freiwilligen viel buntes und vielseitiges Leben schafft. 

 

Bringen wir diese Aspekte nun zusammen: Wenn alle das tun, was sie gerne tun, kommt der Effekt zum Tragen, dass 1 und 1 nicht nur 2 ergibt, sondern mehr. Wenn die Freude der Engagierten zu spüren ist, als Individuum oder als Team, und zusätzlich der Geist Gottes mitwirkt, dann tut das unseren Herzen gut. Und wir dürfen die Zufriedenheit und das Wohlgefühl auch in Form von ausgesprochener Dankbarkeit entgegennehmen. Wenn Freiwillige und Gäste strahlen, dürfen wir uns getrost der Worte von Alt-Bundesrat Ogi bedienen: «Freude herrscht!»

 

Daniel Mörgeli

 



Statements von freiwillig Engagierten aus den verschiedensten Bereichen auf die Frage, was ihnen an ihrem Einsatz Freude macht: 

«Ich koche einfach gerne. Ich brauche etwas, das mich beschäftigt und mir Freude macht. Ich bin kein Kirchenmensch, aber ich unterstütze gerne die Leute hier.»

«Ich finde es schön, wenn ich in den Gesichtern der älteren Leute sehe, dass das Essen ihnen schmeckt. Das erfüllt mich mit Freude.»

«Mein Grund hier mitzuarbeiten war, dass ich hier Leute kennengelernt habe.»

«Ich lisme gerne. Es macht mir Spass, mit anderen Frauen zusammenzusitzen und sich auszutauschen. Manchmal kann ich von den anderen sogar noch etwas lernen und es ist motivierend zu wissen, dass die Stricksachen Menschen zugutekommen, die sie wirklich brauchen.»

«Mit meiner Mitarbeit möchte ich Gott loben und ihm dienen.»

«Für mich gehört ‹einander zu dienen› zum Miteinander. Obwohl das Bedienen des Beamers eine Arbeit im Hintergrund ist, freue ich mich jeweils, damit den Gottesdienst bereichern zu dürfen.»

«Bei der Mitarbeit während der KIWO freut mich die Gemeinschaft mit den verschiedenen Leuten, sei es im Vorbereitungsteam oder auch mit den Kindern.»

«Ich finde es cool, dass wir den Kleinen auf diese Weise etwas mitgeben können.»

«Mir macht es Freude, die glücklichen Kinder zu sehen.»

«Es berührt mich immer sehr, wenn mir Senioren ihre Lebensgeschichte anvertrauen. Es gibt so viel Lustig-Fröhliches, aber auch viel Trauriges, das sie mit einem teilen. Dieses ‹miteinander Leben Teilen› ist sehr kostbar.»

«Die Begegnungen mit diesen vielen Leuten im Begrüssungsdienst freuen mich: ihnen Freundlichkeit weiterzugeben und sie von ihnen auch wieder zurückzubekommen.»

«Es ist immer etwas Schönes, die Leute willkommen zu heissen. Auch neue Leute, damit sie merken, dass sie hier willkommen sind. Mein Vorteil ist, dass ich dann die Namen repetieren kann.»

«Es ist herausfordernd, eine Wanderung mit Route und Restaurant zu planen, aber das Schönste ist, unterwegs zu sein und mit den Leuten Gespräche zu führen.»

«Mich freut immer, wenn ich beim Segnen anderer Menschen sehe, wie Gott ‹arbeitet›. Das erfüllt mich.»

«Ich finde es cool zu sehen, wie viele Kinder und Jugendliche hier in der Gemeinde mit dabei sind. Mit meiner Mitarbeit möchte ich unterstützen, dass das möglich ist.»

«Mir macht es Freude, mit anderen zusammen Musik zu machen und mit wenig Aufwand viel bewirken zu können, so dass alle einen Gewinn davon haben.»

«Mir macht Freude, mit einer Gemeinde zu singen, die einfach mitgeht, sich mitfreut und mit Gott anbetet.»

«Ich lobe gerne Gott mit Musik und mache den Leuten, die zuhören, eine Freude.»

«Ich erhalte so viel mehr zurück, als ich gebe: Das meditative Tanzen ist eine kurze Auszeit aus dem Alltag, eine wohltuende Insel. Ich gehe immer glücklich nach Hause.»

 


Dankbarkeit für die und in der Freiwilligenarbeit

Im Monatswort durften wir lesen, dass durch das Mitwirken Freiwilliger «viel buntes und vielseitiges Leben» in unserer Gemeinde entsteht. Dem kann ich voll und ganz beipflichten und ich sollte es wissen, darf ich doch schon seit 17 Jahren in dieser Gemeinde angestellt sein. Was wäre das für ein bescheidenes, schmalspuriges Wirken, wenn all die Freiwilligen nicht wären! In allen Bereichen, in den verschiedensten Aufgaben, würde sehr vieles nicht mehr gehen. Dafür gebührt Dank und der soll allen Freiwilligen entgegengebracht werden, so beispielsweise mit dem Dankesfest im August.

 

Wahrscheinlich gelingt es uns Menschen selten, genug Dank und Wertschätzung auszudrücken und da ich selbst in anderen Bereichen freiwillig mitarbeite, wage ich es, zwei Gedanken zu teilen, die mir wichtig sind.

 

Freiwilligenarbeit darf nicht einfach als Unterstützung für die Angestellten verstanden werden. Es geht nicht darum, dass einer angestellten Person geholfen wird, ihre Ziele zu erreichen (auch wenn ich das sehr schätze), sondern wir stehen gemeinsam in einer viel grösseren Aufgabe: Gottes Reich mit Worten und Taten hier auf Erden sichtbar zu machen. Sehen wir es als Ehre, Teil der grössten Mission der Menschheitsgeschichte zu sein und geht unser Dank immer wieder zu Gott, dafür, dass er uns teilhaben lässt?

 

Zum anderen hoffe ich, dass Dankbarkeit in uns allen wächst durch die Möglichkeit, die wir erhalten, unsere Gaben und Talente auszubilden, einzusetzen und zu schärfen. Gibt uns das nicht eine Befriedigung, wenn wir Selbstwirksamkeit auch in der Freiwilligenarbeit erleben? Doch wie steht es mit Aufgaben, bei denen keine spezifischen Gaben gefragt sind – bei einem Abwasch nach einem MITENANG-Gottesdienst, um nur ein Beispiel zu nennen? Sehen wir uns in solchen Aufgaben als Ermöglicher von Gemeinschaft, ist uns ein Dienst an der Gemeinschaft attraktiv genug? – Also, unserem Vorbild war es das.

 

Tobias Weyrich