Ich habe diese Durchsage in den Ferien unzählige Male gehört. «Beachten Sie die Lücke»: So werden die Passagiere der Londoner U-Bahn vor dem Spalt zwischen dem Bahnsteig und den Türschwellen der
Bahn in den älteren Streckenabschnitten gewarnt. Hier können Höhe und Linienführung des Perrons nicht optimal an den Zug angepasst werden, daher entstehen gefährliche Stolperfallen. In einigen
Stationen der New Yorker U-Bahn hat man die Lücken abgedeckt, in London wird stattdessen erwartet, dass die Reisenden achtsam bleiben.
Auch wir sind nicht optimal aneinander angepasst. Es gibt Lücken auch in unseren besten Beziehungen. Gute Absichten stolpern gelegentlich darüber. Wohlgemeinte, aber nicht durchdachte Worte und
Ideen fallen hinein. Abdeckungen und Anpassungen sind nur punktuell möglich. Manchmal ist das Beste und Liebevollste, was wir tun können, dass wir die Lücken akzeptieren, auf sie achten und in
unseren Schritten aufeinander zu bedacht bleiben: Mind the gap!
Tibor Szedlàk